Die Geschichte der Töpferei

Einleitung

Die Töpferei Jürgel ist wahrscheinlich eine der ältesten noch produzierenden Töpfereien in Deutschland. Sie wurde bereits im 14. Jahrhundert in einer Chronik der Stadt erwähnt. Der erste Jürgel übernahm 1828 die Töpferei durch Erbkauf von seinem Schwiegervater. Die gesamte Töpferei steht heute unter Denkmalschutz und wird von Michael Jürgel in der sechsten Generation geführt.

Was wurde früher produziert?

Die Werkstatt stellte früher, wie alle anderen Töpfereien in der Gegend, irdenes Geschirr für den bäuerlichen Haushalt her. Dabei wurde Ton aus Thonberg bei Kamenz in fast allen Töpfereien verwendet. Die Qualität des Tones war so gut, dass er nur noch gesumpft werden musste. Die Palette reichte von der Herstellung von Wärmflaschen, Butterfässern, Gänse- und Hühnertränken, Rahm- und Schmortöpfen über Pfannen bis hin zu Krügen und Schüsseln in verschiedenen Größen. Anfangs war die Oberfläche noch rau, später wurde sie innen und außen mit Ton begossen. Erst im 18. Jahrhundert beherrschte man die Technik der Lehmglasuren und erhielt so einen schönen glatten und undurchlässigen Scherben. Die BraunTöpferei hielt sich auch in der Töpferei Jürgel bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts. Durch den Zusatz von Schlemmkreide bzw. Braunstein erhielt man die verschiedenen Brauntöne der Lehmglasur. Bis zum 18. Jahrhundert wurden in der Werkstatt auch handgeformte reliefartige Ofenkacheln hergestellt, die in einem extra Ofen gebrannt wurden. Dieser Ofen wurde jedoch abgerissen. Noch heute ist im Hinterhof der Töpferei das Brennhaus mit dem Kasseler Langofen aus dem 16. Jahrhundert zu besichtigen. Der Holz-Kohle-Ofen wurde im Dezember 1959 das letzte Mal gebrannt.

Blüte und Niedergang der Töpfereien

Die Blütezeit der Töpfereien in Pulsnitz lag in der Zeit der Gründung der Töpferinnung 1745 bis etwa 1880. Es gab im Durchschnitt zwischen 14 und 17 Töpfereien in Pulsnitz. 1866 wurden von den Pulsnitzer Töpfern 100 Eisenbahnwagen mit Töpferwaren beladen und nach Sachsen, Württemberg, Schlesien, Böhmen und österreich-Ungarn verschickt. Aus Böhmen kamen die Braunkohle zum Brennen und verschiedene Glasuren. Durch die Einführung des österreichischen Zollgesetzes 1880 wurde der Handel so stark eingeschränkt, dass viele Töpfereien schließen mussten und sich in Böhmen niederließen. Auch in der Töpferei Jürgel war ein Rückgang in der Produktion zu verzeichnen, und man suchte nach neuen Wegen.

Neue Wege – Bunzlauer Oberflächengestaltung

Paul Jürgel besuchte 1908 die keramische Fachschule in Bunzlau und erlernte dort die Technik des Schwämmelns. Durch ihn wurde diese Technik in die Oberlausitz gebracht. Die Zugkraft der Schönheit der Dekore sollte über die Schwächen der Tonware gegenüber dem emaillierten Blechgeschirr, das um die Jahrhundertwende noch zusätzlich Konkurrenz für die Töpfereien darstellte, hinweghelfen. In der Werkstatt Jürgel waren die Muster reich und mannigfaltig. Es wurden Naturschwämme (Elefantenohren) als Kreise, Quadrate, Rhomben und Tupfen zurechtgeschnitten, in die Oxidfarbe eingetaucht, und durch An- bzw. Ineinandersetzen konnten Kanten, Blütenmotive und andere Ornamente auf die rohen Scherben getupft werden. Durch die Kombination von verschiedenen Grundmustern wurde eine überraschende Fülle in der Dekorgestaltung erreicht. Die Zahl der Variationen erhöht sich durch die wechselnde Färbung. Die Bunzlauer Grundfarben Blau, Grün und Braun wurden auf Gelb, Hellgrün, Türkis, Schwarz und Hellbraun ergänzt, so dass die Keramik durch ihre bunten und leuchtenden Dekore geprägt wird.

Immer noch alles Handarbeit

Bis heute werden fast alle Stücke auf der traditionellen Fußtöpferscheibe gedreht und anschließend in der beschriebenen Weise mit viel Liebe und Können mit dem voll deckenden Schwammdekor bemalt.