Die Herstellung der Keramik in Bildern und Worten mit einem Glossar am Ende

Der Herstellungsweg

Die Tonherkunft

Zur Verarbeitung werden bei uns zwei Tonarten verwand. Die erste kommt aus Bennstedt, nahe Halle, und die zweite Sorte aus der Nähe von Meißen.

Den Ton Zerkleinern

Da im Ton Verunreinigungen wie z. B. Holz- bzw. Steineinschlüsse enthalten sind, ist es unabdingbar den Ton aufzuarbeiten um diese Einschlüsse zu entfernen. Dieser Arbeitsgang beginnt mit dem Zerkleinern der ca. 1 – 20 Kg schweren Tonklumpen in etwa eigroße Stücke, mittels eines Holzhammers.

zerkleinern

Die Trommelmühle

Jetzt kommt der Zeitpunkt, an welchem die zweite Tonsorte mit Feldspat, welcher als Flussmittel dient, und Wasser in einem bestimmten Mischungsverhältnis hinzugegeben werden kann. Dieses Gemisch wird anschließend in die sogenannte Trommelmühle gegeben. Diese lässt nach zweistündigem Drehen und durch die in ihr befindlichen Mahlsteine eine flüssige Masse entstehen. Diese wird dann schließlich über ein Sieb, um auch letzte Verunreinigungen abzufangen, abgelassen

Die Filterpresse

Um der flüssigen Masse das Wasser zu entziehen, muss dieselbe in eine Filterpresse gedrückt werden. Dies geschieht mit einer speziellen Kolbenpumpe. Mit einem Druck von 6 Bar und einer Pressdauer von ca. fünf Stunden bekommt man eine Drehmasse.

Der Tonschneider

Diese wird anschließend in einen Tonschneider gegeben, um die Masse noch einmal durchzukneten und von Lufteinschlüssen zu befreien. Anschließend wird der Ton, um ihn feucht zu halten in einen Behälter gelegt und mit einem Tuch abgedeckt. Sinn dieser Lagerung ist es, eine Erhöhung der Plastizität der Drehmasse zu erreichen. Bevor die abgelagerte Drehmasse zum Töpfern verwendet werden kann, muss diese mit der Hand durchgeschlagen werden. Dies dient abermals der besseren Durchmischung des Tones.

Das Scheibentöpfern

Wenn die Masse einen homogenen Zustand aufweist, kann sie dann zum Drehen auf der Töpferscheibe eingesetzt werden. Das Drehen auf einer rotierenden Töpferscheibe ist eine sehr alte Formgebungsart. In der Jürgelschen Werkstatt wird noch auf einer Fußscheibe gearbeitet, welche mindestens 150 Jahre alt ist. Es gibt aber noch zahlreiche andere Techniken um Gefäße herzustellen. Zu diesen neuen Formgebungsarten gehört u.a. das Pressen und Gießen. Durch diese Techniken kann die Produktion in den Betrieben enorm erhöht werden. Der Preis für diesen Produktivitätssprung ist jedoch teuer erkauft, da solche Ware jeden Sinn von Individualismus und mit Liebe hergestellter Einzelstücke vermissen lässt. Aus genannten Gründen findet diese Art der Herstellung in dieser Werkstatt keine Anwendung.

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Henkeln

Henkeln

Wenn die Produkte lederhart geworden sind, d.h. man kann sie anfassen ohne sie zu deformieren, können sie weiterverarbeitet, wie z. B. gehenkelt, werden.

Das Trocknen

Sind sämtliche formgebenden Arbeitsschritte beendet kann alles zum Trocknen an die Luft gestellt werden. Auch dieser Vorgang hat sich über die Jahrhunderte nicht verändert. Die Dauer der Trocknung hängt von der Größe des Gefäßes und von der herrschenden Luftfeuchte ab.

trocknen
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Bemalen

Wenn die Abtrocknungsphase abgeschlossen ist beginnt die Arbeit der Malerin. In der Jürgelschen Werkstatt wird die Töpferware mit Schwämmen bedruckt. Diese Dekorationsart kam um die Jahrhundertwende zu uns. Aus Naturschwämmen werden Stempel geschnitten und in diese, Löcher verschiedener Größe gebrannt. Die Schwämme werden in Farbe getaucht und auf die zu dekorierende Fläche gedrückt.

Das Glasieren

Da diese Malerei eine Unterglasurmalerei darstellt, wird die Keramik, wiederum nach einer Abtrocknungsphase von einigen Tagen, glasiert. Die Waren werden zu diesem Zweck in die Glasur, die zu 50% aus Quarz besteht, getaucht.

Glasieren
Elektroofen

Das Brennen im Elektroofen

Nach einer abermaligen Trocknungszeit gelangen die glasierten Stücke in einen Elektroofen, in welchem sie bei einer Temperatur von 1225 °C gebrannt werden. Bei dieser Temperatur schmilzt die Glasur auf und wird transparent.

Fertig…

Es entsteht ein glasiger Überzug welcher der Ware ihren Gebrauchswert gibt und ihr einen schönen Glanz verleiht. Nach einer Abkühlzeit von 1,5 Tagen kann der Ofen entleert werden. Die fertigen Stücke sind nun wasserundurchlässig sowie spülmaschinen- und mikrowellenfest. Das Keramiksortiment reicht von Tellern über Krüge und Leuchter bis hin zu Vasen, Dosen Schüsseln und Zwiebeltöpfen.

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Keramik Glossar

Keramik aus Bunzlau

Unter dem Begriff Bunzlauer versteht man Keramik aus Bunzlau sowie eine Vielzahl von Keramiken, vornehmlich aus Schlesien und der Oberlausitz.

Die Stadt Bunzlau

Wegen seines bekannten und beliebten „Bunzelgeschirrs“ war und ist Bunzlau die Stadt des „Guten Tones“ und das Keramik aus Bunzlau, das sogenannte Bunzlauer weltberühmt. Bunzlau liegt zwischen dem Boberkatzbachgebirge und der niederschlesischen Heide ca. 45 km östlich von Görlitz. Bunzlau heißt heute Boleslawiec. In Bunzlau wurden seit Anfang des 16. Jahrhunderts nachweislich Tonwaren hergestellt. Es bestand bereits eine Töpferzunft. Die reichen Tonlager der Gegend, die überbleibsel eines großen Kreidemeeres sind, das vor 80 Millionen Jahren die Landschaft überdeckte, sind der Grund dafür.

Cotto oder Terrakotta

Ursprünglich in der Toskana beheimatet hat Terrakotta auch die heimischen Wohnstuben erreicht. Durch die natürlichen warmen Töne erfreut es sich bei Architekten und Privatleuten hoher Beliebtheit. Basismaterial ist Kalkmergel mit starken „Verunreinigungen“ aus Quarzkrümeln. Man nennt dies auch „toskanischen Schieferton“. Der im Tagebau gewonnene Ton wird mit Wasser vermengt und geknetet wie ein Teig. Dieser wird dann wie beim Weihnachts- Spritzgebäck durch einen Wolf gedreht und anschließend „stranggepresst“ oder auch trockengepresst. Die raue Oberfläche wird durch Stahlbürsten nach dem Trocknungsprozess erzielt. Alternativ wird die Grundmasse auch in Holzformen gedrückt und an der Luft getrocknet. Bei einer Temperatur von 950°-1050° wird Cotto in einem Ofen 36 – 48 Stunden gebrannt. Dabei wird aus dem blau-grauen Ton durch Oxydation der rötliche typische Cotto. Durch die Herstellungsmethode können auch Reliefs, Muster in den frischen „Teig“ eingedrückt werden. Cotto wird im Ursprungsgebiet verlegt und dann nur gefegt und mit Seife geputzt. Nach Jahren hat der Boden eine Patina, auf der neue Flecken nicht auffallen. In Deutschland hat keiner diese Zeit und es werden auf diesen sonst chemisch gering belasteten Boden etliche Produkte aufgetragen, die eher in Giftküchen zu finden sind. Harmlose Wachse wechseln sich ab mit in Trichloräthylen gelösten Stearinen. Imprägnierer, meist auf Testbenzinbasis, gehören ebenso dazu, wie Acrylate auf Wasser- oder Lösemittelbasis. Wer keine Zeit für die natürliche Patinierung hat, sollte auf glasierte Keramik zurückgreifen, deren Optik mittlerweile so gut angeglichen ist, dass es nicht auffällt.

Engobe

Speziell in der Keramik: Dünner, weißer oder gefärbter überzug meist auf Tonkeramiken, der in seiner Schwindung mit dem Scherben übereinstimmen muss. Engoben verdecken unreine Scherben, raue oder missfarbene Oberflächen, erhöhen die mechanische oder chemische Beständigkeit des keramischen Materials und wirken dekorativ.

Fayence

Speziell in der Keramik: Dünner, weißer oder gefärbter überzug meist auf Tonkeramiken, der in seiner Schwindung mit dem Scherben übereinstimmen muss. Engoben verdecken unreine Scherben, raue oder missfarbene Oberflächen, erhöhen die mechanische oder chemische Beständigkeit des keramischen Materials und wirken dekorativ.

Glasur

Glasartig aufgebrannter überzug auf Erzeugnissen aus Keramik oder Emaille, der diesen Glanz und Oberflächenglätte verleiht und das Eindringen von Flüssigkeiten verhindert.

Keramik

Keramik dient als Oberbegriff für alle nicht metallischen, aus anorganischen Rohstoffen hergestellten Werkstoffe und Gegenstände. Hierbei kann man Keramik unterscheiden in die sogenannte Grob- und Feinkeramik. Zur ersten Gruppe werden z.B. Ziegel und Schamottekörper gezählt. Zur zweiten Gruppe gehören dann u.a. die Töpferwaren. Auch diese lassen sich wiederum in mehrere Unterarten sowie Verwendungsarten unterweilen. Bei den Arten sind hier unter anderem Steinzeug mit gesinterten Scherben, Terrakotta und Porzellan zu nennen. Die Verwendungsmöglichkeiten für Keramik sind sehr vielschichtig und finden so Anwendung im Bau-, Sanitär-, Haushalts-, Kunst-, Dental und Nuklearbereich, um nur einige zu nennen.

Politur oder polierte Oberfläche

Eine Politur wird entweder aufgetragen durch Wachse oder Kunststoffemulsionen. Eine polierte Oberfläche wird rein mechanisch erzeugt, in dem die Keramik immer feiner geschliffen wird, bis sie glänzt.

Schamottierter Ton

Schamotte ist ein dicht gebrannter, zermahlener Ton, welcher dem frischem Ton zu 20- 50 Prozent zugegeben wird. Im Ergebnis ist Schamottierter Ton weniger glatt als keramiken ohne Schamotte, allerdings verzieht er sich auch weniger.

Schlicker

Schlicker ist eine zähflüssige Tonmasse, welche zum Verbinden von bereits angetrockneten (lederharten) Ton verwendet werden kann. Unablässig ist diese Masse z.B. beim Anbringen von Henkel an den Gefäßen. Schlicker kann man einfach herstellen indem man Ton mit einigen Teilen Wasser vermengt.

Schrühbrand

Einige Keramikarten werden zweimal gebrannt. Beim ersten Brand spricht man dann vom sogenannten Schrühbrand. An diesen schließt sich dann der Glasurbrand an, welcher auch bei einer noch höheren Temperatur durchgeführt wird.

Steingut

Als Steingut (EN 159) bezeichnet man Keramik, deren „Scherben“ nach dem Brand bei ca. 950° – 1100° eine Wasseraufnahme von mehr als 10 % aufweißt. Vorteil ist die gute Bearbeitbarkeit, nebst Dekorierungsfähigkeit.

Steinzeug

Im Gegensatz zum Steingut wird der Scherben bei 1150° – 1300° C gebrannt. Durch Zugabe von Feld- und Flussspaten werden die großen Zwischenräume mit „geschmolzenen Glaströpfchen“ aufgefüllt. Dadurch erreicht man eine höhere Dichte, geringere Wasseraufnahme und bessere mechanische Festigkeit. Steinzeug ist frostfest. Die Herstellung durch Pressung, und die Glasurverfahren sind analog dem Steingut zu sehen. Fast alle sogenannten Rüttelkeramiken und Sicherheitskeramiken mit und ohne farbige Glasur sind aus Steinzeug. Transparente Glasuren oder Oberflächenvergütungen verringern die Fleckempfindlichkeit der Oberfläche drastisch.

Schwämmeln

Der Begriff „Schwämmeln“ verrät bereits, dass diese Technik mit kleinen Schwämmchen ausgeübt wird. Das gewünschte Muster wird in einen Schwamm geschnitten, dieser in Farbe getaucht und behutsam auf das Keramikgefäß aufgetupft. Die alte Technik des Schwämmelns wird handwerklich in der Oberlausitz gepflegt. Im Laufe der Jahrhunderte sind zahlreiche Muster entstanden, welche durch ihre Farbenvielfalt unverwechselbar sind.

Ton

Ton ist ein weltweit verbreitetes Verwitterungsprodukt von Silicatgesteinen, ein Gemisch verschiedenster Mineralteilchen. Ton der wichtigste, durch Wasseraufnahme plastische Rohstoff der keramischen Industrie. Man unterscheidet vor allem den weißbrennenden Kaolinton (Porzellan) und den gelb- bis rotbrennenden Töpferton (Steingut).